Warum fällt es vielen von uns so schwer achtsam und bewusst mit dem eigenen Körper umzugehen?

Das Beschäftigen mit dem eigenen Körper ist uns oft peinlich. Wir schämen uns und glauben uns nicht richtig oder gut bewegen zu können und lassen es dann lieber direkt bleiben. Wir sind ganz häufig total defizitorientiert was unseren Körper angeht, anstatt zu schätzen was er für uns leistet- und das obwohl wir uns oft nicht gerade liebevoll um ihn kümmern.

Irgendwie sind wir “aus unserem Körper gefallen”. Dabei wohnt ursprünglich eine Bewegungsintelligenz in uns, die jedoch bei vielen Menschen heute einfach verschüttet ist. Doch das hat weitreichende Konsequenzen. Alle Dinge die wir erleben von klein auf sind im Körper, im Gewebe und jeder Zelle gespeichert. Unsere Emotionen sind nur im Körper spürbar und haben dort ihre Verortung. Beschäftigen wir uns nicht mit unserem Körper, dann können wir oft auch keinen bewussten Umgang mit unseren Emotionen haben, denn das eine hängt untrennbar mit dem anderen zusammen. Vielleicht überwältigt uns dann irgendetwas komplett oder wir spüren bewusst gar nichts. Doch die Emotionen und Speicherungen von Erlebnissen im Gewebe unseres Körpers sind trotzdem da und sie werden uns unwillkürlich in bestimmte Körperhaltungen “zwingen”. Tatsächlich ist es so, dass bestimmte Körperhaltungen zu bestimmten Emotionen führen. Diese Wechselwirkung bezeichnet man als Embodiement. Plötzlich bin ich nicht so gut drauf, fühle mich ge- oder bedrückt und kann gar nicht zuordnen warum. Es ist einfach das Resultat von Körperhaltung bzw. Bewegungsmustern, die ich immer wieder abrufe, die zu bestimmten Emotionen führen können. Genauso funktioniert es andersrum. Habe ich etwas Wunderbares erlebt, werde ich sicher eher in eine aufrechte “stolze” Körperhaltung gehen, denn das macht das Spüren dieser Emotion möglich.

Man kann das recht leicht für sich ausprobieren. Stelle dich einfach mal bewusst ganz rund und gebeugt hin oder setzte dich so, senke den Kopf und dann halte diese Position einige Minuten. Nun kannst du den Gedanken “ach wie ist das Leben wunderbar” denken und mal ganz bewusst spüren ob sich das richtig und gut anfühlt. Und andersherum, stelle dich aufrecht, ohne zu verkrampfen, hin und bleibe einige Minuten so stehen und dann sage dir den Satz “ach was für ein blöder Tag.” Na, klappt´s? Vermutlich wird sich beides nicht stimmig und kongruent anfühlen.

So kann man sich leicht vorstellen, wie eine bestimmte Haltung bestimmte Emotionen unterstützt und andersherum.

Wenn wir uns das bewusst machen und wieder beginnen uns zu bewegen, werden wir auch wieder bewussteren Einfluss auf unsere Emotionen haben können. Ein geschmeidiger, flexibler Körper fühlt sich zum einen wunderbar an, versprochen! Und er gibt uns eine größere Freiheit in Bezug auf unser emotionales Erleben. Es ist ein Geschenk uns selbst spüren zu können und ich finde unser Körper hat es verdient, dass wir ihm Beachtung schenken und uns wieder liebevoll ihm widmen.

Und die gute Nachricht ist, jede Bewegung unterstützt uns da wieder raus zu kommen und wieder in eine gute Verbindung zu unserem Körper zu gelangen.

Denn wir sind alle Bewegungshelden!